35 Jahre Musikförderkreis
Peter Englhardt
Musikförderkreis Köfering-Neutraubling
31 Jahre Kulturgestaltung im östlichen Landkreis Regensburg
Im Frühjahr 1978 fand ein Konzert in der Pfarrkirche Köfering mit dem Geiger Prof. Rainer Kussmaul und dem damaligen Regensburger Solisten-Ensemble, dem heutigen Kammerorchester Regensburg, statt.
Die Idee dazu hatten die musikbegeisterte Roswitha Englhardt aus Köfering sowie der Geiger und Musiklehrer Joachim Schrems, der das Orchestergründete und leitete. Dr. Franz Stein, Musikkritiker und Dozent an der späteren Hochschule für Kath. Kirchenmusik, hob dies in seinem Vortrag anlässlich des ersten Konzertes hervor. Er begrüßte diese Initiative und unterstrich die Notwendigkeit der Gründung eines Musikförderkreises für den Landkreis Regensburg. Die Resonanz dieses ersten Konzertes war so außerordentlich, dass bei einer Versammlung am 12. Februar 1978 im Schloss der gräflichen Familie von und zu Lerchenfeld in Köfering der Musikförderkreis Köfering e. V. gegründet wurde.
Seine Aufgabe sieht der Verein satzungsgemäß in der Pflege der Musik und in der Förderung junger Künstler, besonders aus dem Raum Regensburg und der Oberpfalz. Unterstützung erfuhr der Musikförderkreis durch Prof. Dr. Eberhard Dünninger, damals Pressesprecher des Kultusministeriums in München und späterer Direktor der Bayerischen Staatsbibliotheken, und dessen hervorragende Kontakte zu Presse und Rundfunk.
Nicht zufällig bestand die erste Vorstandschaft nahezu komplett aus ehemaligen Regensburger Domspatzen: Dr. Peter Englhardt als 1. Vorsitzender und Franz-Peter Klein gehören ihr bis heute an. Als 2. Vorsitzender des Vereins wurde seinerzeit Ludwig Graf von und zu Lerchenfeld gewonnen, der großzügiger weise seine Räumlichkeiten des Schlosses Köfering für Konzerte zur Verfügung stellte. Nach dessen Tod im Jahre 1981 führte den 2. Vorsitz seine Gattin, Gräfin Sybille, weiter, später sein Sohn, Graf Philipp. Heute ist seit nunmehr20 Jahren der renommierte Neutraublinger Künstler Erich Klimek 2. Vorstand. Ulrike Klimek ist als Schriftführerin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Die ersten Aufführungsorte des Musikförderkreises waren das Schloss und die Pfarrkirche Köfering. Unter der künstlerischen Leitung von Joachim Schrems – ebenso ehemaliger Domspatz – wurden die Veranstaltungen ein voller Erfolg und fanden großen Anklang weit über die Ortsgrenzen der Gemeinde Köfering hinaus.
Joachim Schrems, später als Professor für Violine an der Staatl. Hochschule für Musik in München, gestaltete in den ersten Jahren durch sein Eggersberger Collegium die Sommerkonzerte im Hof des Schlosses Köfering zu einem wesentlichen Teil. Bei Beginn der Renovierung des Köferinger Schlosses Mitte der 80er Jahre mussten über mehrere Jahre die Konzerte „ausgelagert“ werden. Sie fanden in der Pfarrkirche Köfering oder in der Aula der Hauptschule Alteglofsheim statt. Auch in den Räumen der Hochschule für Katholische Kirchenmusik Regensburg wurden Konzerte aufgeführt. In den Jahren 1987 und 1988 gab es eine Zwangspause für den Verein, da die Umbauten im Schloss einen Konzertbetrieb nicht mehr ermöglichten.
Im Jahr 1989 wurde der Konzertbetrieb wieder aufgenommen. Auf Initiative Erich Klimeks wurde auch die Stadt Neutraubling in die Konzerte mit einbezogen. Die neugebaute, architektonisch und klanglich wunderschöne Stadthalle sowie ein Bösendorfer Konzertflügel verschafften den Konzerten neben dem Schloss Köfering ein weiteres ansprechendes Ambiente.
Eine besondere Vertragsgestaltung zwischen der Stadt Neutraubling und dem Musikförderkreis ermöglichten eine sehr kostengünstige Nutzung der Räumlichkeiten. Im Gegenzugleistet das anspruchsvolle Programm des Musikförderkreises jedes Jahr einen nicht unwesentlichen Kulturbeitrag für die Stadt Neutraubling.
Seither finden jedes Jahr vier bis fünf Konzerte in Neutraubling statt, während traditionsgemäß das Sommerkonzert im Schlosshof und ein Herbstkonzert – als Mitgliederkonzert – in der Bibliothek des Schlosses Köfering aufgeführt werden, wobei diese beiden Konzerte wohl den alljährlichen Höhepunkt der Konzertreihe bilden. So gestalteten schon in den ersten Jahren die Regensburger Domspatzen, die Choralschola der Regensburger Domspatzen mit Wolfgang Hörlin, Orgel, und Josef Kohlhäufl als Dirigent sowie der Sergius Chor unvergessliche Abende der Chormusik.
Viele Jahre wurden volkstümlich-weihnachtliche Konzertabende durch den Bezirksheimatpfleger Dr. Eichenseer vermittelt. Nach Joachim Schrems übernahm Dr. Christoph Lickleder, Kelheim, die künstlerische Leitung des Musikförderkreises. Durch seine hervorragenden Kontakte zu Mitgliedern der Münchner Philharmoniker, dem Gasteig-Orchester und der Künstlerszene im Besonderen konnten weiterhin auf steigendem Niveau Konzerte mit international renommierten Künstlern angeboten werden.
Laut Satzung ist es Aufgabe des Musikförderkreises, junge Künstler zu fördern. So fanden zum Beispiel unter der Leitung von Sreten Krstic, 1. Konzertmeister der Münchener Philharmoniker, Konzerte mit dem Belgrader Kammerorchester – ausnahmslos junge Künstler auf außergewöhnlich hohem Niveau – statt. Auch Dr. Köhn, Odessa, begeisterte mit seinen hochvirtuosen Musikern des Orchesters der Schwarzmeerjugend die Zuhörer. Außerdem wurde vielen jungen hervorragenden Musikern aus der Region die Möglichkeit geboten, bei uns die ersten Podiums-Erfahrungen zu sammeln. Ein jährlich größeres Konzert, in dem die Stadthalle Neutraubling immer bis auf den letzten Platz ausverkauft ist, wird seit einigen Jahren in bewährter Zusammenarbeit mit Herrn Mayer und der Volksbühne e.V. veranstaltet.
30 Jahre Kultur-Gestaltung im Landkreis Regensburg mit über 180 wunderbaren Konzerten von hervorragenden Künstlern – das wurde im Jahr 2008 gebührend gefeiert.
Zum Sommerkonzert am 8. Juni 2008 lud der Musikförderkreis seine Mitglieder und Freunde der Musik in das Schloss der gräflichen Familie von und zu Lerchenfeld in Köfering ein. Das Danuvius Bläserquintett unter der Leitung von Paul Windschüttl, Cham, war für den musikalischen Part zuständig.
Der Musikförderkreis bewirtete seine Gäste anlässlich dieses Festes zum 30 jährigen Bestehen nach dem Konzert bei geselligem Beisammensein im Schlosshof. Höhepunkt der Feierlichkeiten im Jahre 2008 war ein großes Festkonzert in der „Werks-Konzert-Halle“ der Firma Krones AG in Neutraubling. Es spielte das Gasteig Orchester, München, unter der Leitung von Dr. Christoph Lickleder.
Es wurde in der bewährten Zusammenarbeit mit der Volksbühne Regensburg e. V. und der großen organisatorischen Logistik durch die Krones AG ermöglicht. Dr. Volker Kronseder schreibt dazu in seinem Grußwort: „Klassische Musik und Anlagenbau – zwei Dinge, die gegensätzlicher nicht sein könnten: Das eine steht für sinnlichen Kunstgenuss und zeitlose Ästhetik, das andere für kühle Rationalität und rasanten Fortschritt.“ Doch die Gegensätze wurden überbrückt: Mit einem enormen technischen Aufwand inkl. der entsprechenden Beleuchtung wurde die nüchterne Werkshalle in
einen stimmungsvollen Konzertsaal verwandelt. Die Musik von Mozarts Sinfonie g-moll, Haydns Trompetenkonzert Es- Dur sowie Beethovens 7. Sinfonie begeisterte die über 1200 Zuhörer.
Der Landkreis Regensburg würdigte die Verdienste der Mitglieder und des Vorstandes. So wurde dem Musikförderkreis im Jahre 2008 im Schloss Wörth für seine Verdienste um die allgemeine Kulturpflege Dank und Anerkennung durch Landrat Herbert Mirbeth ausgesprochen.
Im Jahre 2009 nun wurde durch den Musikförderkreis Köfering-Neutraubling eine neue, zusätzliche Förderung aufgenommen. Die 1. Preisträger von „Jugend musiziert“ bekommen kostenlose Konzertkarten unserer Konzerte, Preisträger mit Weiterleitung in die nächste Klasse erhalten ein Jahres-abo, jeweils natürlich inkl. der Begleitung eines Elternteiles.
Natürlich wird der Musikförderkreis ebenso in den kommenden Jahren wieder eine wichtige kulturelle Bereicherung des Landkreises darstellen – mit einem hochwertigen Programm und seiner umfangreichen Förderung von Künstlern, insbesondere jungen Künstlern unserer Region. Das jährliche Programm ist auf der vereinseigenen Homepage unter www.musikförderkreis.de nachzulesen. Zukünftig wird dort zusätzlich das Gesamtprogramm des Musikförderkreises seit Beginn im Jahre 1978 neben weiteren Informationen zu Konzertveranstaltungen ersichtlich sein.
Möglich ist die Gestaltung einer hochwertigen Konzertreihe nur Dank eines großen Mitgliederstammes, der mit seinem Beitrag von 60,- Euro je Person ein finanzielles Fundament der Planung für 6 bis 7 Konzerte jährlich ermöglicht. Damit ist selbstverständlich ein freier Eintritt für alle Konzerte des Jahres verbunden. Der seit vielen Jahren besonders günstig gehaltene Eintrittspreis von 15,- Euro soll allen Musikinteressierten einen erschwinglichen Besuch der Konzerte ermöglichen.
Es soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass viele Sponsoren seit Beginn der Konzertreihe eine weiteres wesentliches Fundament unserer Planung sind. In unserem jährlichen Programmheft bedanken wir uns durch die Benennungen der Firmen, Organisationen und staatl. Stellen.
Abb. 1 bis 3: Franz-Peter Klein